PROJEKT: Erweiterung historisches Museum Saarbrücken (Wettbewerb)
Entwurfsgedanke
Die Lücke zwischen Schloss und Eingangsgebäude wurde freigehalten. Dies gebieten der Respekt vor dem Baudenkmal ebenso wie funktionale Aspekte und eine wirtschaftliche Minimierung des Eingriffs. Stattdessen werden der Umbau, die Neuorganisation, Effizienzsteigerung und Aufwertung der vorhandenen Räumlichkeiten vorgeschlagen.

Städtebauliches Konzept
Die Freihaltung des Zwischenraumes hält die Verbindung vom Schlossplatz zum Schlossgarten frei und ermöglicht, hier eine attraktive Bespielungsfläche für das Museum anzulegen. Das vorhandene Eingangsgebäude wird auf diese Fläche geöffnet. Freiluftveranstaltungen kultureller und gastronomischer Art können sich hier ungestört ausbreiten und öffentliche Wirksamkeit bis in den Schlossplatz entfalten.
Freiraumplanerisches Konzept
Die befestigte vordere Fläche in der eigentlichen Lücke wird mit einem Pflaster in bewegtem Muster belegt und bleibt ohne feste Installationen, um die Nutzung für museale Veranstaltungen nicht zu beschränken. Der hintere Teil über dem Roten Turm wird mit einem Weg eingefasst und als Garten angelegt.


Neufassung des Inneren
Ein wesentliches Defizit der vorhandenen Räumlichkeiten ist ihre verwinkelte und unübersichtliche Anlage, die auch durch im Lauf der Zeit veränderte Nutzungen und gewachsene Situationen verursacht wird. Zur Lösung des Problems werden die vorhandenen Treppen, störenden Einbauten und maroden Besuchertoiletten beseitigt und andernorts Ersatz geschaffen, sowie eine großzügigere neue Treppen- und Aufzugsanlage eingebaut. So wird der Raum im EG und UG von seinen baulichen
Blockaden befreit, die Wegeführung geklärt und die Anbindung aller Bereiche verbessert. Das bisher sehr verschlossene Eingangsgebäude erhält Licht und Offenheit durch den Einbau von Fenstern innerhalb des gegebenen Rasters, durch die auch die Zugänglichkeit des Museums flexibler als bisher gehandhabt werden kann. Nach dem Umbau führt ein sofort ersichtlicher, linearer Weg erst durch die ganze Eingangshalle zur Treppe, dann nach unten und dort in Gegenrichtung auf die Festungsanlagen als spektakulärsten Teil des Museums zu. Deren Zugang wird durch den Abbruch der Besuchertoiletten erheblich offener, die im Schlosskeller neben den vorhandenen Besuchertoiletten Ausgleich erhalten. Auch der Rote Turm kann so erstmals mit dem Aufzug erreichbar gemacht werden.

Dach: Ziel max. U-Wert 0,20 W/(m²K) gemäß GEG-Anforderung für Nichtwohngebäude alsNeubauten. Sanierung oder Erneuerung von Außenwandflächen: max. U-Wert 0,24 W/(m²K) gem. GEG, nachhaltiges Ziel: max. U-Wert < 0,15 W/(m²K). Erneuerung von Fenstern: max. U-Wert 1,3 W/(m²K), nachhaltiges Ziel: max. U-Wert < 0,8 W/(m²K) in Passivhausqualität. Dämmung Decke über UG zwischen den Trägern. Dämmung gegen unbeheizte Räume/Geschosse: max. U-Wert 0,5 W/(m²K) gem. GEG, nachhaltiges Ziel: max. U-Wert < 0,20 W/(m²K). Fensterfassadenflächen mit möglichst niedrigem U-Wert (Passivhausqualität). Sommerlicher Wärmeschutz durch Textilscreens mit UV-Filterung > 90-95 % sowie zusätzlich über Sonnenschutzverglasung mit Energiedurchlassgraden g < 0,35. Weiternutzung der bestehenden Fernwärme mit Primärenergiefaktor 0,43. Die Anschlussleistung hat ausreichend Reserve. Die vorhandene Luftheizung ist bei den großen Raumhöhen zu ineffizient.
Empfohlen wird eine Beheizung über Deckenstrahlplatten im Dachbereich: Alle Temperaturbereiche der Fernwärme können genutzt werden und es wird eine Beheizung über große Höhen möglich, effizient und ohne massive Luftumwälzungen. Vorhandene statische Heizflächen in WC, Abstell-, Nebenräumen, etc. können weiter genutzt werden bei ggf. reduzierten Systemtemperaturen. Die Lüftungsanlage wird neu konzipiert für Mindestluftwechsel, mit maximalen Wärmerückgewinnungsraten > 80 ‒ 85 %. Photovoltaik kann, insbesondere im Sommer, die Gebäudekühlung unterstützen. PV-Strom ist dann vorhanden, wenn Kühlung benötigt wird. Installation auf dem Dach, möglichst vollflächig. Kühlung wird neu konzipiert, teils über die Deckenstrahlplatten, wassergeführt als Hybridlösung Heizen/Kühlen und zusätzlich über effiziente Direktverdampfer (Split-Anlagen), autark betrieben, oder in Verbindung mit der bestehenden Lüftungsanlage.
Konstruktionsprinzip, Brandschutz
Die beiden unfunktionalen vorhandenen Treppen entfallen zugunsten einer neuen zentralen Erschließung. Der zweite Fluchtweg ist nach dem Umbau über die vorhandene Tür zur Talstraße besser als bisher gewährleistet.
Wirtschaftlichkeit der Konstruktionen und Materialien
Die Erhaltung des Bestandes und der Verzicht auf neue Baumasse reagieren auf die allgemeinenDringlichkeiten der Gegenwart. Die neuen Einbauten sind mit einer bescheidenen Menge an Beton,
Stahl, Trockenbau und Glas zu realisieren.
